Ray Cooper – Songs & More

Geboren als Sohn einer schottischen Mutter und eines englischen Vaters, wuchs Ray Cooper in England auf und begann in Bands zu spielen, als er 16 war. Er bewegte sich zwischen Rock, Punk, Pop und Weltmusik, arbeitete als Sänger, Bassspieler und Cellist, bis er sich schließlich 1988 der Oysterband anschloss und eine lange Erforschung in seine eigenen Wurzeln antrat.
Als er 2000 nach Schweden umzog, spielte Cooper weiterhin in der Band, und tourte so in 27 Ländern und nahm 19 Alben auf. 2012 gewannen sie 3 Preise bei den BBC Radio Folk Awards als beste Gruppe, für das beste Album und den besten traditionellen Titel und wurden vom fRoots-Magazin als eine der 3 ´Ikonen des Folk´ bezeichnet.
Nach der Veröffentlichung von „Tales of Love, War and Death by Hanging“ 2010, begann Cooper solo zu touren und spielte auf Folkfestivals und an einer Vielzahl anderer Orte, wie auch Hauskonzerte und völlig akustische Shows in England, Wales, Schweden, Dänemark und Deutschland.
“Tales of Love War and Death by Hanging” wurde in einer kleinen Blockhütte in Schweden aufgenommen. Dieser Sound ist einfach, aber er bringt immer wieder eine größere Tiefe hervor.
Mit seinem zweiten Soloalbum “Palace Of Tears” verpflichtet sich Ray Cooper (Ex-Oysterband) endgültig der ehrwürdigen Singer/Songwriter-Tradition und rückt eigene Texte und Kompositionen in den Fokus. Hatte das Debüt “Tales Of Love, War And Death By Hanging” noch eine starke historische Komponente, weht nun ein frischer Nordwind durch das Album. Cooper, seit einigen Jahren Wahl-Schwede, schöpft textlich zum Teil aus skandinavischen Quellen und bedient sich der schwedischen Fiedel und der Kantele aus Finnland. Doch auch Cello, Gitarre, Harmonika, Mandoline und Bassgitarre kommen zum Einsatz. Alle Instrumente werden von Cooper selbst gespielt, lediglich ein Pianist und zwei zusätzliche Streicher unterstützten ihn bei den Aufnahmen.
Auch thematisch ist “Palace Of Tears” ein sehr persönliches Album, auf dem der Musiker kein Blatt vor den Mund nimmt. Bereits der erste Song “A Line In The Sand” prangert zum Himmel stinkende politische Missstände an, denn Cooper setzt sich kritisch mit den Kriegen, die im Nahen Osten wegen des Erdöls geführt werden, auseinander. Im Lied “Palace Of Tears”, das dem Album seinen Namen geliehen hat, verarbeitet der Künstler einen Teil deutsch-deutscher Geschichte.
Er war im Juli 1989, also kurz vor dem Fall der Berliner Mauer, zu Gast in der DDR und erinnert sich: “Dieses Land war so vollkommen anders als alle anderen Länder, in denen ich gewesen bin. Ohne Werbung, fast ohne Kriminalität, aber auch ohne Alternative.” Besonders nachhaltig hat den Schotten die innerdeutsche Grenze im geteilten Berlin beeindruckt. “Es gab einen Grenzübergang am Bahnhof Friedrichstraße, an dem die West-Berliner für einen Tag in den Osten der Stadt gehen konnten, um Verwandte zu besuchen. Auf ihrem Weg zurück kam es dort zu großen Abschiedsszenen, weshalb das Gebäude des Grenzübergangs vom Volksmund den ironischen Beinamen Tränenpalast erhielt.” Seine schottischen Wurzeln besingt er in “Sleeping Giants”. Wiewohl Cooper seinen Lebensmittelpunkt nach Skandinavien verlagert hat, verbringt er jedes Jahr einige Zeit in Schottland – leider immer häufiger bei Begräbnissen.
Den größten Raum auf dem Album nimmt Coopers Wahlheimat Schweden ein. Inspiriert von der Weite der Landschaft und der Tiefe der Wälder spürt der Musiker fantastischen Sagengestalten nach, die dort gestern wie heute ihr Unwesen treiben. Manchmal bringt aber auch ein simples Foto den Künstler dazu, einen Song zu schreiben. So wie dieses 1985 aufgenommene Bild, das eine Menschentraube vor dem Rathaus in Coopers Wohnort Malmköping zeigt. Die jungen Leute haben ihre guten Kleider an, vermutlich werden sie am Abend tanzen gehen und vielleicht lernen sie ja dort ihren zukünftigen Lebenspartner kennen. Im Lied “The King’s Birthday/ Maarit’s Waltz” geht es um die junge Frau in der Mitte des Fotos. Was wohl aus ihr geworden ist?

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